- 2004
Bilder siehe unten

Bericht STAMPA 2004
Otto Jung


Die STAMPA dieses Jahres fand von Freitag, dem 1. bis Sonntag, dem 3. Oktober wieder im Gebäude der RDS (Royal Dublin Society) in Ballsbridge, Dublin 4, statt. Dies riesige Bauwerk hat viele Hallen, deren etliche schon für die STAMPA genutzt wurden. In diesem Jahr war der Saal nicht vom Eingang an der Merrion Road zu erreichen, sondern von der Anglesea Road am River Dodder. In den Räumen der RDS finden oft mehrere Ausstellungen / Messen gleichzeitig statt.

Die räumliche Gestaltung der STAMPA verläuft in beinahe jedem Jahr anders. Diesmal war es eine Kombination aus drei Veranstaltungen, einer Münzenmesse, einer Gemäldeabteilung und eben der STAMPA, einer Briefmarkenausstellung und -messe. Eine große Halle ermöglichte allen drei Gruppen genügend Platz zur Präsentation. Bei einem Blick auf einen Stadtplan Dublins sieht man den Stadtteil "Ballsbridge" weit im Süden vom Zentrum liegen und ist besorgt, wie die City erreicht wird. Aber keine Angst: die Anbindung ist durch viele Buslinien gut gesichert. Man beachte, genau passende Beträge für die Fahrkarten zur Verfügung zu haben; Wechselgeld wird nicht herausgegeben. Für den Fluggast gibt es schnelle Wege vom Flughafen im Norden zum RDS: die einfachste und preiswerte Verbindung auf dieser langen Strecke ist der "Aircoach", eine Linie der Hotels, von diesen Bussen in rascher Folge an vielen Haltestellen bedient. Nahe dem RDS stehen gute, wenn auch teure Unterkünfte ausreichend zur Verfügung. Preiswerter, doch nicht billig, bieten sich zahlreiche Privatunterkünfte an. Ebenso muss der STAMPA-Gast nicht für eine gute abendliche Mahlzeit ins Stadtzentrum fahren. Nahe dem RDS und im Nachbarstadtteil "Donnybrook" findet man genug einfache und gehobene Lokale. Die Preise der Unterkünfte und Restaurants liegen allgemein weit über dem, was man in Deutschland zahlt. Insgesamt hat das Preisniveau in den letzten Jahren rasant angezogen.

Seit einigen Jahren steht vor dem GPO ein modernes Kunstwerk, genannt "The Spire", eine 120 Meter hohe Stahlnadel mit einem Durchmesser von etwa 3 Metern an der Basis. Das Monument wirkt schlicht, ist in meinen Augen aber ungeheuer beeindruckend. Darum habe ich es für die Leser von DIE HARFE abgelichtet. Die STAMPA 2004 wurde wieder wie seit Jahren von einem Team mit Kevin Drury als Chairman organisiert. Sein Stellvertreter war Patrick J. Gilmore und der Secretary Michael Kelly; ein Beratergremium von fünf Sammlern stand ihnen zur Seite. Zu Juroren wurden berufen John Lennon (Irland), Dr. Finbar O’Mahony (Irland) und Charles Verge (Kanada).Im Wettbewerb waren 12 Exponate, weitere 4 wurden außerhalb des Wettbewerbs gezeigt. Die Exponate verteilten sich auf 5 Klassen. Sie behandelten nicht nur irische Themen, sondern auch solche aus St. Helena, England, Kanada, der Schweiz, der Tschechoslowakei und Südwest-Afrika. Kevin Drury zeigte Fälschungen aus aller Welt. Otto Jung hatte sein Irland-Exponat für die Eu-Behörden in Luxemburg mitgebracht. Was die Sammler zur STAMPA lockt, ist vor allem die große Zahl bekannter Briefmarkenhändler. Auch 2004 fand man hier wirklich das umfangreichste Angebot irischen Materials in aller Welt. Die meisten Händler hatten Stände, manche waren auf andere Weise präsent.

Ein Sammlermagnet war natürlich auch der umfangreiche Stand von AN POST. Die Post hatte, wie immer, Besonderheiten in ihrem Programm. So wurden diesmal, sowohl in der STAMPA - Halle als auch im GPO, Gemälde und Entwürfe von Markenausgaben gezeigt.

Das Angebot von AN POST war einerseits umfangreich, andererseits gab es zu meinem Leidwesen auf der STAMPA keine einzige Ganzsache zu kaufen. Erstaunlicherweise war das Angebot der Vogelserie noch sehr beeindruckend. Die Probe habe ich bei den Heftchen gemacht. Verständlicherweise versuchte die Post, insbesondere die neue Freimarkenserie der Blumenmarken zu präsentieren. Im Gegensatz zum völligen Fehlen einer Abstempelungsmöglichkeit im letzten Jahr konnte man 2004 jeden Stempel, Normal- oder STAMPA-Stempel, nach Belieben erhalten. Direkt am Eingang der Halle, gegenüber dem offiziellen Stand der STAMPA - Organisation, war ein Tisch für die Philatelistischen Gesellschaften aufgestellt. Ich hatte also einen guten Überblick über alle, die in die Halle eintraten. Der Tisch bot genügend Platz, fast die gesamte FAI - Literatur auszulegen. Es war wirklich sehr ermutigend zu sehen, in welchem Ausmaß unsere Bücher begutachtet wurden und immer wieder zu Gesprächen Anlass gaben. Dabei erwiesen sich viele Gesprächspartner als FAI-Mitglieder, die diese Gelegenheit auch gerne wahrnahmen, ihren Jahresbeitrag zu zahlen. Andere waren (noch) nicht Mitglieder, fanden aber das Angebot attraktiv und bestellten Literatur. Gespräche über den Beitrag und die gebotenen Leistungen führten dann in sieben Fällen zu Neuaufnahmen. Zusammen mit diesen habe ich in den letzten sechs Jahren allein auf der STAMPA etwa 70 neue Mitglieder gewonnen.

Es war höchst erfreulich, an meinem Tisch viele FAI - Mitglieder begrüßen zu können. Einige, von denen ich besonders Peter Meinhardt und Henry Kuipers erwähnen möchte, haben mir an allen drei STAMPA - Tagen stundenlang Gesellschaft geleistet, wofür ich dankbar bin. Auch viele andere kamen immer wieder zu einem Schwätzchen an den Tisch. Wenn man wie ich seit Jahren in die STAMPA eingebunden ist, ist der gesamte Ablauf vertraut geworden, und man kennt fast alle aktiven irischen Philatelisten, ja man hat mit den meisten Freundschaft geschlossen, was in Irland ja nicht so schwierig ist. Ich habe mich gefreut, "gute alte Bekannte" aus vielen Ländern wieder zu sehen, aus England, den USA, aus Holland, Dänemark, Finnland und der Schweiz. Wo außer auf der STAMPA begegnet man ihnen schon!

Wie in jedem Jahr gehörte der erste Vormittag (am Freitag) dem Nachwuchs. Kevin Drury verteilte an die Kinder die für ihre Exponate errungenen Preise. Die Aufregung war groß und der Beifall für die Sieger in der ganzen Halle hörbar. Eine Lehrerin und ihre Mädchenklasse stellten sich zusammen mit dem Chairman Kevin Drury stolz dem Fotografen. Man muss anerkennen, dass die STAMPA immer viel für die Förderung junger Sammler getan hat. Es werfen sich allerdings Fragen auf: Warum waren es fast nur Mädchenklassen, die den Wettbewerb mitmachten? Warum findet man trotzdem kaum Sammlerinnen? Dies ist für mich eine echte und keine rhetorische Frage, weil ich als ehemaliger Lehrer Jahrzehnte lang bei Schülern das Sammeln gefördert habe und letzten Endes doch ohne Erfolg geblieben bin.

Jedes Fest hat seinen Höhepunkt - bei der STAMPA ist es, wie auch bei der FAI üblich, der Festabend. Nach dem Ely House und dem Lansdowne Hotel in den vergangenen Jahren hatte man in diesem Jahr das hochmoderne Mespil Hotel genommen. Nach den körperlichen Genüssen folgten die seelischen und geistigen. Der seit Jahren hoch beliebte Barbershop Chor sang bekannte irische Lieder in gekonnter Darbietung. Anerkennung und Applaus waren riesig. Es folgte die besondere Ehrung des Jahres: David MacDonnell durfte sich in die "Rolle verdienter Philatelisten" eintragen. Die vorher gegebene Laudatio zeigte, dass man einen würdigen Kandidaten erwählt hatte. Bewegt und humorvoll, wie es seine Art ist, dankte David dem Council für die Ehre. Zum Schluss erfolgte die Preisverleihung an die Aussteller, und die seit Jahren auf der STAMPA üblichen Trophäen wurden vergeben.

Was kann man als Resumé der STAMPA, insbesondere der STAMPA 2004, sagen? Da die STAMPA die einzige bedeutende Veranstaltung der irischen Philatelie ist, können wir froh sein, dass es sie gibt, und sollten alles zu ihrem Fortbestand und Aufblühen tun. Die Art, wie die STAMPA geführt wird mit ihren Exponaten, den Händlerständen, der Beteiligung von AN POST, dem Stand der philatelistischen Gesellschaften, der Jugendarbeit, dem Festabend und den STAMPA Souvenirs gefällt mir.

Ich bedanke mich als FAI-Vorsitzender bei Kevin Drury und seiner Mannschaft: sie leisten Großartiges!